Gerd L.
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Wahrheiten und/oder Aufgaben?
Nach meinen ersten enthusiastischen Eindrücken zu den Inhalten dieser Seite bemerke ich nun leider mehr und mehr Ernüchterung. Der Austausch des Begriffs Wahrheit gegen Aufgabe übersieht m.E. völlig, dass es sich nicht um metaphysische Wahrheiten handelt, was hier unterstellt wird, sondern das Verständnis der Aussage des Buddha: “Es gibt Leiden” kommt doch auch ohne jede Metaphysik aus, und ist vielmehr existenziell und phänomenologisch erfahrbar bei jedem fühlenden und leidensfähigen Wesen. In diesem Sinne geht es also doch gar nicht um ein folgenlosen Glaubensakt, sondern um das Sehen (Erkennen) eines Merkmals fühlender Wesen, dass es Leiden im eigenen (Er)Leben gibt, dessen Ursachen in Willensimpulsen (Begehren) liegen, die wir beeinflussen können und die Chance, den Eigenanteil am Leiden zurückzudrängen. Was sonst sollte der Buddha mit dem Begriff “Verwirklichung” gemeint haben?
Der Vorschlag, auf den Wahrheitsbegriff zugunsten des Begriffs “Aufgabe” zu verzichten, wird auf diesen Seiten (siehe Online-Kurs) zu sehr als säkulares Dogma interpretiert, was sich dann auch in Onlinediskussionen zeigt. Hier wird leider zu wenig über die Verwirklichung der Buddhalehren im eigenen Leben gesprochen und zu viel über das laienhafte Verständnis der buddhistischen Grundkonzepte. Schade!
Dr. Gerd Leidig